Unsere erste Wanderung


Hallo ihr Lieben,

am Wochenende waren wir das erste Mal wandern. Beschlossen wandern zu gehen, haben wir das ca. eine Woche vorher. Pio hat dann eine Route rausgesucht. 14 Kilometer ab dem Marktplatz in Heppenheim hoch in den Wald über Wiesen und Hügel (ich darf es nicht Berge nennen, laut Pio waren das noch keine Berge) und dann im Kreis wieder zurück. Eine wirklich schöne Rundtour. Und 14 Kilometer in 4 Stunden mit kleiner Steigung schaffen wir, dachten wir.

Zur Vorbereitung sind wir im Fitness Studio aufs Laufband gegangen und haben die Steigung hochgestellt. Ähm ja, nach ca. 5 Minuten auf dem Laufband, hatte ich dann mit dem Wandern abgeschlossen. Nein, natürlich nicht, aber ich hab mich mal unauffällig nach allen Seiten umgeschaut, ob mich jemand beobachtet, wie ich schon nach kurzer Zeit keuchend und völlig außer Puste versuche meinen imaginären Laufbandberg zu erklimmen. Zum Glück hat keiner geschaut (glaube ich, denn ich habe zumindest niemanden gesehen). Also hab ich weiter gemacht, Schritt für Schritt - irgendwann waren es dann 10 Minuten. Okay, das reichte, fürs erste Mal. Ein paar Tage später im Fitness Studio hab ich es immerhin geschafft 20 Minuten bergauf zu gehen. Da war ich dann schon wieder ein bisschen euphorischer. Wandern? Klar, das kann ich. Ich bezwinge euch jeden Berg. Und naja, es wird ja auch nicht die ganze Zeit bergauf gehen, oder? Oder? ...oder doch?

Dann war endlich der Tag gekommen. Samstag, der 16. Februar 2019. Die Sonne schien morgens schon in unsere Wohnung. Das Wetter meinte es gut mit uns, es schien uns förmlich zuzureden: "Raus mit euren untrainierten Körpern, geht wandern!! Ihr packt das." Okay, okay, keine Ausrede von wegen "Oh, es regnet" oder "Ach, es ist aber so kalt." Nee, denn tatsächlich waren es mit Sicherheit 20 Grad in der Sonne und das im FEBRUAR - im Februar. Also holte Pio Brot und Brötchen beim Bäcker, wir frühstückten erstmal noch zu Hause und haben uns dann noch Brot zum Mitnehmen gemacht. Denn ohne Proviant kann der Herr nicht wandern gehen, da muss er sich drauf vorbereiten, die richtigen Schuhe anhaben und natürlich was zu essen dabei. Ohne geht nicht. Das haben wir letztens schon probiert. Da sind wir an ganz spontan zwischen Wocheneinkauf und Abendessen an den Weinbergen vorbei gekommen. Woraufhin ich wollte, dass er einfach an der Straße parkt und wir ein Stück "wandern" gehen. Glaubt mir, Begeisterung sah anders aus. Ich hab ihn trotzdem dazu gedrängt. Mein "spontanes Wandern" endete dann mit einem nörgeligen Mann, der ja "die falschen Schuhe", nichts "zu trinken oder zu essen" habe und sowieso und überhaupt nicht darauf vorbereitet sei. Also haben wir das Ganze dann nach einer gefühlten halben Stunde wieder abgebrochen. Aber ich schweife vom Thema ab. Wir waren bei unseren Vorbereitungen. Zum Brot kamen dann noch zwei Äpfel, zwei Bananen, Energieriegel und jeweils 1,5l Wasser. Mit dünnen Regenjacken und vorallem den richtigen Schuhen an den Füßen sind wir gegen 12:30Uhr dann endlich los gefahren. Beide voller Vorfreude, denn trotz der Anfangsschwierigkeiten haben wir uns am Tag der Tage dann richtig darauf gefreut.

In Heppenheim angekommen, mussten wir erstmal Geld für den Parkautomaten wechseln, denn wir hatten beide kein Kleingeld mehr. Also bin ich in so einen kleinen süßen Laden mit dem Vorhaben Geld zu wechseln, heraus kam ich 10 Minuten später mit einer neuen Handtasche und 30€ weniger im Geldbeutel. Geld musste ich übrigens keins wechseln, denn als ich mit der neuen Handtasche an der Kasse stand, hab ich gesehen, dass ich doch noch Kleingeld hatte. Jaa, so kanns gehen. Zurück bei Pio meinte er nur, ohne dass er die Tasche gesehen hat: "Ich wollte schon nach dir gucken gehen, hast du da drin etwa noch eingekauft?" "Ähm, jaaa, vielleicht." Und hielt ihm meine neue supertolle Tasche unter die Nase. "Aber dafür haben wir jetzt Kleingeld.", sagte ich grinsend. Die Information darüber, dass ich sogar schon vorher welches hatte, ließ ich da mal unerwähnt.



Also los gings. Laut Route mussten wir natürlich direkt den steilsten Weg nach oben nehmen. Nach 50 Metern bergauf waren wir dann schon leicht am Schnaufen (neee, nicht leicht, wie zwei Walrosse, wenn ich ehrlich bin) und haben uns da dann erneut gefragt, ob es wirklich so eine gute Idee war direkt einen so langen Weg zu nehmen. Aber wir haben uns nicht davon abbringen lassen und sind weiter gelaufen. Nach der ersten halben Stunde durch den Wald haben wir dann auch schon direkt einen Rastplatz erreicht mit einem wundervollen Ausblick. Nach 10 Minuten in der Sonne sitzen und einem Riegel später sind wir dann weitergelaufen. Vorbei an Feldern, ein paar Häusern und einer kleinen Stadt. Die meiste Zeit ging es bergauf, aber es war noch okay. Mit jedem Schritt haben wir gemerkt, dass es besser geht. Dass man sich ans Laufen gewöhnt. Rechts, links, rechts, links. Der Sonne entgegen. Das Laufen war so befreiend. Wir haben an nichts gedacht. Uns des Öfteren angelächelt und waren so froh, dass wir draußen waren, das Wetter fantastisch und dass wir zusammen waren. Ich war einfach glücklich. Denn in dem Moment hätte ich mir nichts schöneres vorstellen können, als mit meinem Mann Hand in Hand zu laufen.
Die nächste größere Rast haben wir dann nach der Hälfte des Weges gemacht und wir haben uns so gefreut, dass wir nach 2 Stunden schon die Hälfte hinter uns haben. Auf einer Bank, in der Sonne mit Blick auf einen kleinen Berg haben wir dann erstmal unsere Wanderschuhe ausgezogen und auch unseren Füßen eine kleine Erholung gegönnt. Wir haben unser Brot gegessen und sind dann langsam wieder aufgebrochen. Ab hier ging der Weg dann komplett durch den Wald, nach 30 Minuten gings nur noch bergauf. Irgendwie war gar kein Ende mehr in Sicht. Und ich hab mehr als einmal gefragt, wie weit wir denn auf der Strecke schon gekommen sind. Und irgendwie sah es auch ne Stunde später immer noch so aus, als wären wir erst bei der Hälfte. Okay, ich muss sagen, nach 3 Stunden wurde es dann richtig anstrengend. Nur bergauf, wir waren verschwitzt, es wurde kälter und zwischendrin haben wir echt gefroren. Als wir dann noch von einem älteren Ehepaar überholt wurden, war mein Ehrgeiz wieder geweckt. Und wir sind wieder ein bisschen besser vorangekommen. Und ich gebe es zu, zwischendurch hatten wir wirklich keine Lust mehr, aber was hätten wir machen sollen? Umkehren? Die Option gabs da nicht. Ein Taxi in den Wald rufen, die Koordinaten durchgeben? Ne, wir mussten jetzt durchhalten und den letzten Rest auch noch schaffen. Als uns dann immer mehr Menschen entgegen kamen, waren wir froh, denn die Hoffnung auf einen geraden Weg war noch nicht gestorben. Und tatsächlich gings das letzte fünftel unseres Weges dann auch bergab. Ihr glaubt nicht, wie froh wir darüber waren, zumindest anfangs.
Als dann die Zehen vorne an den Schuhen anschlugen und die Oberschenkel vom Abbremsen schon leicht zu zittern anfingen, waren wir uns auch nicht mehr sicher, ob bergauf oder bergab die bessere Alternative war. Endlich kamen wir dann auch aus dem Wald raus und wurden mit einem wundervollen Ausblick über die Weinberge auf die Stadt belohnt. Die Sonne ging langsam unter und wir hatten nur noch 20 Minuten bis zu unserem Auto. Es war einfach herrlich. Wir haben noch eine kurze Pause gemacht, um die letzten Sonnenstrahlen zu genießen und unsere letzten Kräfte zu sammeln und sind dann Richtung Auto gelaufen.

Und was soll ich sagen: Wir haben uns noch nie besser gefühlt als nach dieser Tour. Natürlich, ist das für durchtrainierte Menschen sicher keine große Leistung, für uns war es das in diesem Moment auf jeden Fall. Ich kann euch gar nicht sagen, wann oder ob ich überhaupt schonmal so lange gewandert bin. Wir waren so stolz auf uns, dass wir das durchgezogen haben und so froh darüber. Es tat einfach wahnsinnig gut. Und wenn das Wetter weiterhin so fantastisch ist, wird das nicht unsere letzte Wanderung gewesen sein. Am liebsten würde ich jetzt schon wieder los ziehen. Es ist einfach so schön. Und ich bin jetzt noch so dankbar für diesen wundervollen Tag mit meinem Mann!

Bis Bald ihr Lieben,

Jenny & Pio

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